„Eine Trennung ist wie ein Todesfall“ – das habe ich einmal gelesen und in mir regte sich Widerstand. Ist es wirklich wie ein Todesfall? Ja, im Sinne der Verliebtheit, der liebevollen Gefühle, der Hoffnung in diese Beziehung.
Aber auch ein klares Nein, weil es ein Neuanfang sein wird. Nein, auch deshalb, weil man die Chance erhält, beispielsweise als Eltern weiterhin gut zu funktionieren. Oder sich so neu zu finden, dass ein zufälliges oder gemeinsam geplantes Treffen ohne Eskalation möglich ist.
Aber wie funktioniert denn eine faire Trennung? In der Mediation ist es für uns sehr wichtig, dass die Medianden erkennen, die Paarebene von der Elternebene zu trennen; also das ehemalige Paar lernt, weiterhin als Eltern zu kommunizieren.
Ein weiterer Schritt ist zu verstehen, dass nicht beide Parteien am gleichen Ort stehen in diesem Prozess. Zu einer Beziehung sagen zwei Menschen – meistens gleichzeitig – JA.
Für eine Trennung genügt ein einzelnes JA. Da der eine Partner im Prozess schon viel weiter ist, muss der andere oft erst mal verdauen, was da gerade geschehen ist. So passiert es oft in der Mediation, dass der eine schon Lösungen vorschlagen kann, während der andere Partner sich mit dem Gedanken der Trennung noch nicht auseinandergesetzt hat. Dieses Ungleichgewicht gilt es auszugleichen. Oft hilft hier die Entschleunigung des Prozesses.
Eine Mediatorin / ein Mediator steuert diesen Prozess, bemerkt, wo Ungleichgewicht vorhanden ist und trägt wesentlich zu dessen Klärung bei. Die Parteien empfinden diesen gemeinsamen Weg als ein fairer Weg und arbeiten so gemeinsam an einer Lösung, die am Schluss für beide stimmt.
Daniela Strahm, Familien-Mediatorin SDM/SVFM, 2020